Merzalben stellt sich heute als ein aufstrebendes, schmuckes Dorf dar, das es im Jahr 2002 geschafft hat, anerkannter Fremdenverkehrsort zu werden. Das ehemalige Straßendorf, das heißt alle Häuser liegen entlang der Hauptstraße, hat sich durch Neubaugebiete  nach  allen Seiten ausgedehnt und abgerundet. Die katholische Kirche steht im Mittelpunkt des Ortes, Sportanlagen und Freizeitpark liegen an den Ortsrändern.

Und nicht zu vergessen: die im Jahr 1985 mit Millionenaufwand restaurierte Burg Gräfenstein, die der ganzen Region ihren Namen gegeben hat.

Woher kommt der Name Merzalben?

Er wurde 1237 anlässlich der Teilung von Gütern zwischen den Brüdern Friedrich III. und Emich IV. von Leiningen erstmals urkundlich erwähnt. Der Namen Merzalben an sich lässt sich noch etwa 300 Jahre weiter zurückführen und bedeutet soviel wie "Bach des Merchio", als Bach mit dem Namen eines wohl hier hängengebliebenen fränkischen Siedlers. Die genannte Urkunde besagte, daß Friedrich III. das "Castrum Grebinstein" mit den Dörfern "Merichisalbin", "Rothalbin" und "Eiswilre" zugesprochen bekam.

Je nach Laune der ständig wechselnden Herren der Burg Gräfenstein hatten die Bewohner von Merzalben unter Armut und Unterdrückung zu leiden. Noch mehr allerdings unter den Kriegen, dem Bauernkrieg 1524/25 und insbesondere dem Dreißigjährigen Krieg 1618 bis 1648, den von 31 Familien nur zwei überlebten. Auch die Französische Revolution hinterließ ihre Spuren in Merzalben. 1793 marschierten an die 4000 Franzosen mit Kanonen und allem Kriegsgerät durch Merzalben. Sie ließen kaum noch ein Huhn oder eine Gans leben und tranken allen Schnaps und Wein leer, schreckten aber auch vor Misshandlungen und Verfolgungen nicht zurück.

Als 1832 zigtausende freiheitsliebende Bürger mit schwarz-rot- goldenen Fahnen auf das Hambacher Schloss zogen, sang man überall im Pfälzer Land Freiheitslieder. Bei der Aufstellung von Freiheitsbäumen bewiesen gerade die Merzalber Bürger Mut, weil sie dadurch gegen die Obrigkeit aufmuckten. Als Folge wurden 55 Merzalber Bürger wegen "revolutionärer Umtriebe" angeklagt und verurteilt. Mit der Höchststrafe versehen wurde der Pfarrer: vier Monate Gefängnis.

Für das gesamte 19. Jahrhundert war der ständige Wechsel von Hunger, Armut, Krieg, Not und Krankheiten bezeichnend. Die sogenannte "gute alte Zeit" dauerte nur von der Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg. Die Leute lebten von dem, was Wald und Flur hergaben. Es waren kleinste Landwirtschaften, auf denen hauptsächlich Kartoffeln, Roggen, Dickrüben und Weißrüben angebaut wurden.

Eine ganz wichtige Rolle spielten die Gemüsegärten hinter den Häusern und die "Krautstücker" jenseits des Baches. Da Merzalben von der Landwirtschaft allein nicht leben konnte, mussten etliche Leute zur Arbeit in die Schuhfabriken nach Waldfischbach, Münchweiler oder Pirmasens. Unser Dorf bestand praktisch nur aus der damals noch nicht gepflasterten Hauptstraße. Hier gingen und kamen die Menschen zu und von der Arbeit, die Kinder in die Schule, die Kirchgänger zum Gotteshaus. Auf ihr bewegten sich Prozessionen, Leichenzüge, Wandermusikanten, Händler, Bettler sowie die gelbe Postkutsche von Leimen nach Münchweiler.

Die beiden Weltkriege, die Merzalben einen hohen Blutzoll abverlangten, sowie das dazwischenliegende "Tausendjährige Reich" (NS-Zeit) brachten noch einmal Not und Elend in unsere Gemeinde. Widerstandskraft, Ausdauer und Fleiß seiner Bewohner haben Merzalben auch darüber hinwegkommen lassen. Hierbei darf man nicht vergessen, dass in schlimmster Notzeit 1946 Hilfspakete von in die USA ausgewanderten Mitbürgern eintrafen.

Das beginnende Wirtschaftswunder brachte unter anderem Schuhfabriken nach Merzalben, und die Landwirtschaft wurde mehr und mehr verdrängt. Der letzte, der noch einen etwas größeren landwirtschaftlichen Betrieb führte, verstarb 1963. Auch der letzte gelernte Wagner konnte seinen Beruf mangels Aufträgen nicht mehr ausüben. Er verdiente sich seinen Lebensunterhalt hauptsächlich mit seiner sagenumwobenen und noch heute von seinem Sohn betriebenen Holzschneidemaschine.

Heute leben in der aufstrebenden Gemeinde Merzalben etwa 1400 Einwohner, die in vielfältigen Berufen und zum großen Teil auswärts arbeiten.

Die landschaftlich reizvolle Lage, der behutsame Ausbau und die umgängliche Art der "Neecher", wie die Merzalber  genannt werden, lassen Merzalben als Wohn- und Fremdenverkehrsort auch in Zukunft erstrebenswert erscheinen.

Etwa zwei Kilometer östlich von Merzalben steht auf einem Felsplateau in 447 Meter ü. NN die Burgruine Gräfenstein, vielfach auch als "Merzalber Schloß" bekannt. Staufische Buckelquader aus heimischem Buntsandstein mit deutlichen Zangenlöchern zum Hochhieven der schweren Bauteile lassen auf eine Bauzeit im 12. und 13. Jahrhundert schließen. Genaue Daten über Erbauer und Bauzeit fehlen, da erstens oft mehrere Generationen an einem solchen Bauwerk  gearbeitet haben, und weil zweitens auch die Fertigstellung nie völlig abgeschlossen war.

Die Oberburg als Kern der Anlage mit dem Palas und dem siebeneckigen Bergfried (einzigartig in Deutschland), ist mit einer hohen Ringmauer umgeben. Eine Karte des Siebenecks ist der Angriffseite zugewendet, um Schleudergeschosse nach zwei Seiten hin abprallen zu lassen, damit die dahinter liegenden Wohngebäude geschützt waren.

Im kleinen Burghof nördlich des Bergfrieds befindet sich ein zugeschütteter Brunnenschacht, und dicht daneben schließt sich der Palas, d.h. der Wohnteil der Oberburg an. Dessen Außenmauern sind zwei- bis dreigeschossig mit Balkennischen und Zwischendecken erhalten, doch von der früheren Inneneinteilung ist heute nichts mehr zu erkennen. An den Außenwänden sind deutliche Spuren von Kaminen sichtbar, die für die Beheizung sorgten. Als eine Besonderheit der Ruine Gräfenstein muß der Toilettenerker bezeichnet werden, der zusätzlich untermauert worden war, um die Benutzer vor Beschießen von außen zu schützen. In der Unterburg deuten Fundamente auf sieben ehemalige Unterkünfte der Burgmannen und auf Wirtschaftsgebäude und Stallungen hin.

Erstmals urkundliche Erwähnung fand Burg Gräfenstein in einer Erbteilung unter die Junggrafen Friedrich der III. und Emich der IV. aus dem zweiten Haus Leiningen im Jahre 1237. Ob die Burg nun schon vor dem ersten Leininger Stamm, der mit Friedrich dem I. (Emich) erw. 1179-1212- in der männlichen Linie ausgestorben ist, erbaut wurde, oder ob erst die zweite Linie Leiningen diese Burg errichtet hat, ist unklar. Die Schwester Friedrich I. mit Namen Lukarde, heiratete (vor 1180) den Grafen Simon II von Saarbrücken, wodurch das Leininger Territorialgebiet an das Haus Saarbrücken fiel. Ihr dritter Sohn erbte als Saarbrücker Junggraf den Besitz Leiningen und nannte sich ab 1214 bis zu seinem Tod im Jahre 1237, Friedrich der II. Graf von Leiningen. Damit begründete er das zweite Haus Leiningen, dessen Besitz in der o.e. Teilungsurkunde 1237 an seine beiden Söhne Friedrich der III. und Emich der IV. kam. Friedrich der III. wurde u.a. Herr über Gräfenstein mit den dazugehörigen Dörfern. ("..Pretea castrum Gebinstein cum villis Rothalbin, Merchishalbin et Eswilre attinentibus...")

Wie die Leininger zum Besitz des Gräfensteiner Landes gekommen waren, ist ebenfalls unklar. Sie waren mächtige Territorialherren und einflussreiche Begleiter und Zeugen bei Reichsgeschäften der Könige und Kaiser. Es besteht Grund zur Annahme, dass sie zur Zeit des Kaiserlichen Machtzerfalls und unter der Duldung durch den Kaiser an der Stelle, wo die Grenzen zwischen Bliesgau, Speyerergau und Wormsgau zusammenliefern, aber nie genau festgelegt waren, sich mehr oder weniger eigenmächtig ein Stück Land aneigneten und dort eine feste Burg errichteten. Dieses kleine Herrschaftsgebiet ließen sie durch einen Burgverwalter überwachen, der als Vice domine auf Burg Gräfenstein residierte. Ihm oblag das Festlegen und Einziehen der Abgaben, die Bestimmung der Frondienste, die Rechtsprechung, Heiratserlaubnis, Genehmigung der Ein- und Auswanderung und vieles andere mehr. Die ärmliche Bauernbevölkerung war absolut und vollkommen auf sein Wohlwollen angewiesen.

Mehrmals wurden Burg und Amt Gräfenstein verpfändet und gelangten 1420 zur Hälfte in den Besitz der Markgrafschaft Baden. 1425 wurde die Burg in den Bauernaufständen zerstört , später wieder aufgebaut und ging 1557 vollständig, samt den dazugehörigen Dörfern in badischen Besitz über. Im 30-jährigen Krieg (1635) ist sie aus "Ohnvorsichtigkeit der Kaiserlichen Parteien, die darin Posto gefaßt, in Brand geraten und eingeäschert worden" und wurde nie wieder aufgebaut.

Die Verwaltung mit allen Ämtern wie Schultheißerei, Amtsgericht, Oberforstamt, Finanzamt, Pfarr- und Schulamt wurden um 1700 Zug um Zug an den größten Ort im Amt, nach Rodalben, verlegt.

Eine gründliche Restaurierung des nun in staatlichem Besitz befindlichen "Merzalber Schlosses" wurde im Rahmen der Vorbereitungen auf die 750-Jahrfeier des Gräfensteiner Landes (1237-1987) vorgenommen. So kann der Wanderer heute eine der stattlichsten und besterhaltenen Burgruinen der Pfalz, ein Juwel aus der Stauferzeit bewundern, die zwar keine besondere Bedeutung in der Deutschen Geschichte aufzuweisen hat, die aber eng mit dem Schicksal der Menschen des nach ihr benannten Gräfensteiner Landes verbunden ist.

Burgführungen in historischer Gewandung finden mehrmals im Jahr durch die Gästeführer-Interessengemeinschaft Südwestpfalz statt. Informationen unter www.g-ig.de